CfA: „Challenges of Data Collection, Re-use, and Analysis: Public Opinion, Political Debates, and Protests in the Context of the Russo-Ukrainian War"
The Research Centre for East European Studies (FSO), Bremen, 25-27.08.2025
Buchvorstellung/Gespräch
19:00 Uhr, Theater Bremen, Foyer Großes Haus
"White But Not Quite": Gibt es antiosteuropäischen Rassismus?
mit Autor Ivan Kalmar
Einführung: Klaas Anders, Moderation: Anke Hilbrenner
Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, OEG 3790 / Zoom
Muriel Nägler
Einführung für Studierende
Buchvorstellung und Gespräch
18:00 Uhr, Europapunkt
Ein Russland nach Putin?
mit Jens Siegert und Susanne Schattenberg
CfP: Coming to the Surface or Going Underground? Art Practices, Actors, and Lifestyles in the Soviet Union of the 1950s-1970s
The Research Centre for East European Studies (FSO), Bremen, November 13-14, 2025
Wissenswertes
Forschungsstelle Osteuropa
Die Forschungsstelle Osteuropa (FSO) ist als An-Institut eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung an der Universität Bremen. Sie wird gemeinsam von der Kultusministerkonferenz und dem Land Bremen finanziert. Im Jahre 1982 mitten im Kalten Krieg gegründet, versteht sich die FSO heute als ein Ort, an dem der Ostblock und seine Gesellschaften mit ihrer spezifischen Kultur aufgearbeitet sowie aktuelle Entwicklungen in der post-sowjetischen Region analysiert werden.
Aktuelle PressebeiträgeAussichten auf eine Waffenruhe in Russlands Krieg gegen die Ukraine» weiterlesen Putins Rückkehr - Warum die Friedensverhandlungen keinen Frieden bringen werden » weiterlesen |
Aktuelles aus Forschung & ArchivSusanne Schattenberg über Robert Hornsbys Buch "The Soviet Sixties"» weiterlesen Ann Komaromi: “The Bremen Archive”. » weiterlesen |
Wir trauern um unsere Kollegin
Galina Michaljowa (17. Januar 1957 – 27. Februar 2025)
Galina Michaljowa im Sommer 2024, Foto: Hartmute Trepper
Im Alter von nur 68 Jahren ist nach schwerer Krankheit Galina Michaljowa verstorben. Sie war eine der größten Vorkämpferinnen für Frauenrechte und Demokratie in Russland. Bis zuletzt gehörte sie zum Vorstand der letzten, in Russland existierenden demokratischen Partei „Jabloko“ und ließ sich weder von Putins Krieg noch von seinen Repressionen von ihrer Tätigkeit abbringen. Standhaft weigerte sie sich, Russland zu verlassen und ihre Heimat Putin zu überlassen. Bis zuletzt war sie als Professorin für Politikwissenschaften an der renommierten Russländischen Staatlichen Universität für Geisteswissenschaften (RGGU) in Moskau tätig und sprach dort laut gegenüber ihren Studierenden aus, was sie von Putin und seinem Krieg hielt – ein Verbrecher, der einen völkerrechtswidrigen Krieg führt. Daraufhin meldete sich der FSB bei ihrem Dekan, der sie deckte, aber warnte, er wisse nicht, wie lange er sie noch beschützen könnte. Auch ihre Tochter bat sie inständig, Russland zu verlassen – vergeblich.
Geboren wurde Galina Michaljowa im Ural in Jekaterinburg im Jahr 1957, das damals noch Swerdlowsk hieß und wegen der militärisch relevanten Industrieunternehmen eine „geschlossene Stadt“ war. Hier schloss sie 1980 ihr Studium ab und wurde 1985, als Gorbatschow an die Macht kam, promoviert. Doch die Wissenschaft war ihr nicht genug: Ihr ging es stets auch um die Anwendung, um gelebte Demokratie, die mit der Perestroika-Zeit möglich wurde. Ab 1988 leitete sie die Swerdlowsker Gesellschaft „Memorial“, die sich für die Aufarbeitung des stalinistischen Terrors und für Menschenrechte einsetzte und koordinierte in den Jahren 1990/91 die unionsweiten Tätigkeiten von Memorial, die bekanntlich Präsident Putin im Dezember 2021 schließen ließ. Für ihr Engagement wurde sie 1991 mit dem Helsinki Watch Preis in New York ausgezeichnet.
Der Zusammenbruch der Sowjetunion im gleichen Jahr führte sie aus dem Ural heraus. Von 1992 bis 2000 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle Osteuropa in Bremen. Gleichzeitig engagierte sie sich als stellvertretende Direktorin des (privaten) Instituts für geistes- und politikwissenschaftliche Studien in Moskau, das aus einer NGO hervorging, die für Pressefreiheit und politische Aufklärung im weitesten Sinne eintrat und den Prozess der politischen Transformation der diktatorischen Sowjetunion in ein demokratisches Russland kritisch begleitete. 1996 verteidigte sie in Bremen ihre zweite Doktorarbeit in Politikwissenschaften zum Thema „Die politische Entwicklung der russischen Provinz“. Seit dem Jahr 2000 unterrichtete sie an der RGGU, gab aber weiterhin bis zuletzt Blockseminare an der Universität Bremen zur politischen Lage in Russland. Seit 1998 war sie in den verschiedensten Führungspositionen für die 1993 gegründete Partei Jabloko tätig, die als einzige durchgängig für Demokratie, Freiheit, Menschenrechte, Gleichberechtigung – und gegen den Überfall auf die Ukraine eintrat und bis heute eintritt, auch wenn von der einst hoffnungsvoll gestarteten Partei nur noch ein kleiner Kern übrig ist. Putin hat sie erfolgreich marginalisiert, auch wenn sie immer noch in einigen Stadtparlamenten vertreten ist. Von Beginn an setzte sich Galina Michaljowa bei und mit Jabloko für Frauenrechte ein und leitete bis zuletzt die Genderfraktion ihrer Partei.
Immer, wenn sie nach Bremen kam, und das war mehrmals im Jahr, bot sie an, für die einstigen Kolleginnen und Kollegen einen Lunch Talk über die aktuelle politische Situation in Russland zu halten. Anfangs waren diese noch kämpferisch und nicht frei von Zuversicht, dass die Demokratie unter Putin doch überleben könnte. Aber mit der Annexion der Krim und der Brandmarkung von Memorial als „ausländischer Agent“ im Jahr 2014 wurden ihre Berichte immer empörter und pessimistischer. Die letzten Ausführungen nach dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 waren von großer Resignation und Fassungslosigkeit, aber auch Trotz gegenüber Putin geprägt.
Ihre unerschütterliche Leidenschaft für die Demokratie und Frauenrechte, für ein freies Russland und eine freie Ukraine wird ihrer Partei und Russland wie uns fehlen; uns werden auch der lebendige Austausch und ihr Lachen auf unseren Fluren fehlen.
Susanne Schattenberg
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