Bibliothek und Archiv für Nutzung geschlossen
Bewerbungsschluss 05.01.2025
20h/Monat ab 1. April 2025; Unterstützung in Forschung und Lehre
Admin, max. 18h / Woche
zum 01.01.2025
Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3, Raum 0330 / Zoom
Kerstin Brückweh (Erkner)
Wohnen und Wohneigentum. Lässt sich aus der Geschichte der Transformation in Ostdeutschland lernen?
20.01.2025 Bewerbungsschluss
03.07.-05.07.2024, Dresden
Buchvorstellung
18:00 Uhr, OEG 3790
"The Making and Unmaking of the Ukrainian Working Class"
mit Dr. Denys Gorbach (Autor) und Prof. Dr. Jeremy Morris (Diskutant)
Wissenswertes
Russische Regionen
Laufzeit 1996 - 2001, Ansprechpartnerin: Dr. Galina MichalevaDie zunehmende, regionale Differenzierung im politischen und kulturellen Bereich im Laufe der Transformation ist durch regionalspezifische Elemente geprägt, die man in der Geschichte zurückverfolgen kann. Das gemeinsame Pilot-Projekt der Forschungsstelle und des Instituts für gesellschaftspolitische Forschung Moskau machte es sich daher zur Aufgabe, die regionalspezifischen Verhaltensmuster und die regionalen Identifikationen zu untersuchen. Methodisch bediente sich die Studie gleichermaßen historischer, politikwissenschaftlicher und kulturologischer Analysen. Jede regionale Analyse basierte auf der Auswertung zahlreicher empirischer Daten aus Interviews, Umfragen, statistischen Analysen, Beobachtungen, Dokumentenanalysen usw.
Im Zentrum der Forschung stehen vier (russische) Gebiete: Novgorod, Vorone, Saratov und Ekaterinburg, insbesondere die Gebietsmetropolen. Aus folgenden Gründen wurden diese Regionen gewählt: Alle vier Gebiete haben eine überwiegend russische Bevölkerung, vor 1991 dominierte hier von allem der militärisch-industrielle Komplex. Die Regionen sind voneinander geographisch relativ weit entfernt, so daß gegenseitige Einwirkungen ausgeschlossen sind. Sowohl die Geschichte dieser Regionen als auch die gegenwärtige politische und kulturelle Entwicklung sind extrem unterschiedlich.
Die Arbeit widmet sich der Politik und Kultur der jeweiligen Region; die Analyse wird dabei mit einem historischen Rückblick verbunden. Die Geschichte der jeweiligen Region wird allerdings nicht für sich selbst genommen, sondern unter dem Gesichtspunkt untersucht, welche Traditionen in Politik und Kultur lebendig geblieben sind. Die aktuelle politische Entwicklung wird seit Beginn der Perestrojka ausführlicher untersucht, wobei die Entstehung neuer politischer Akteure sowie die Institutionalisierungsprozesse im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Es werden der schrittweise Aufbau der Exekutiv- und Legislativorgane, der Parteien und politischen Bewegungen, die Rolle der Wahlen in diesem Prozeß sowie das Wahlverhalten der Bürger beschrieben. Es gehörte zu den Aufgaben der Autoren, regionalspezifische Formen der politischen Konfliktlösung zu finden. Die kulturelle Entwicklung der Regionen wird durch Beschreibung der für jede Region spezifischen Kulturgattungen dargestellt. Es galt festzustellen, ob ein regionaler Mythos vorhanden ist und welche Auswirkung seine Existenz auf die kulturelle Entwicklung hat. Ziel war es, Porträts der Regionen zu erarbeiten, indem gezeigt werden sollte, welche spezifischen Entwicklungsformen die Gestalt (pattern) der jeweiliger Region prägen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse des Pilotprojektes sind in zwei kollektiven Monographien (auf Deutsch und auf Russisch) mit der Auflage von jeweils 1000 Exemplaren veröffentlicht:
Luchterhandt G., Ryshenkow S. u.a. (Hrsg.) Politik und Kultur in der russischen Provinz. Nowgorod-Woronesh-Saratow-Jekaterinburg. Edit in Temmen, Bremen, 1999, 239 S.
Politika i kul'tura v rossjskoj provincii (red.: S. Ryenkov, Ljuchterchandt-Michaleva G- i dr.) M. - SPb, "Letnij sad", 2001, 267s. (Luchterhandt-Michaleva G., Ryshenkov S. (Hrsg.) Politik und Kultur in der russischen Provinz. M, SPb; "Letnij sad", 2001, 267 S.).
In jeder Region existieren mehr oder weniger deutliche "patterns" sowohl der politischen als auch der kulturellen Entwicklung, die zurück in die Geschichte verfolgt werden können.
Im politischen Bereich geht es um den Grad der Diversifikation der Machtzentren; diese Differenzierung bestimmt sowohl den Grad der Institutionalisierung in der Politik als auch die Formen der Konfliktlösung und die Öffentlichkeitsformen von Politik und "regionaler Ideologie".
Die Strukturierung des politischen Lebens in den Regionen ist mit deren Selbstidentifikation bzw. der Loyalität zu Moskau stark verbunden. Der in allen Gebietsmetropolen existierende Hauptstadt-Mythos wird in äußerst unterschiedlicher Weise konzipiert und wirkt dementsprechend anders auf das politische und kulturelle Leben. Dabei versteht sich Ekaterinburg als Hauptstadt des Urals, Voronež als Hauptstadt der Schwarzerdezon Rußlands, Saratov als Hauptstadt der Volga-Region und Novgorod als Hauptstadt des Nord-Westens.
Wichtig für die kulturelle Entwicklung und für die Selbstidentifikation ist auch der Mythos des goldenen Zeitalters. Dieses liegt für Novgorod im 13. Jahrhundert, der Periode der Novgorod-Republik, für Saratov ist die Industrialisierung Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts die Zeit der Blüte gewesen. Für Voronesch sind die dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts das "goldene Zeitalter", als die Stadt zur Hauptstadt des Zentralen Gebiets wurde, für Jekaterinburg schließlich ist es gar die Gegenwart.
Die kulturellen Patterns jeder Region bestimmen die regionalspezifischen Kulturformen und Orientierungen, wie z.B. die Orchester für Volksmusik in Voronosch, die Rockgruppen und Galerien in Jekateinburg, die Theater und Literaturgruppen in Saratov oder die Architektur und Museen in Novgorod.
Da dieses Projekt nur einen Pilotcharakter hatte, sind viele Forschungsfelder ausgeklammert bzw. nur oberflächlich erfaßt worden. Es ist daher ein weiteres Projekt mit folgender Zielsetzung geplant:
Vertiefung der methodologischen Grundlagen
Einbeziehung weiterer Regionen, darunter auch nationale Republiken (z.B. Tatarstan oder Kalmykien) sowie weiterer Gebiete mit ausgeprägten spezifischen Traditionen (z.B. das Gebiet Astrachan oder Irkutsk)
Ausarbeitung des historischen Teils
Verstärkung des komparativen Elements, wobei nicht nur regionalspezifische, sondern allgemeintypische politische und kulturelle Besonderheiten analysiert werden sollen
Erweiterung der kulturologischen Analyse
Untersuchung unter dem spezifischen Gesichtspunkt: inwieweit die europäischen Traditionen und die Intensität der gegenwärtigen Verbindungen nach Europa das politische Leben der Regionen allgemein und die regionale Außenpolitik im Besonderen beeinflussen
Kooperationspartner
Russländische Staatliche Geisteswissenschaftliche Universität (RGGU) Stiftung "Zentrum für moderne politische Studien" (Moskau).
Publikationen
Siehe "Ergebnisse", außerdem:
Luchterhandt-Michaleva G.: Zur politischen und kulturellen Entwicklung der russischen Provinz - Vorstellung eines Forschungsprojektes, in: Höhmann H-H (Hg.): Kultur als Bestimmungsfaktor der Transformation im Osten Europas. Edition Temmen, Bremen, 2000, S. 178-189.
Michaleva G.: Rußlands Regionen in der Politik, in: Russland unter Putin. Der Bürger im Staat, Heft 2/3 2001, S. 116-121.
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