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Wissenswertes
Lunchtalk
27. Juni 2019
12:30-13:30 Uhr OEG
Oxana Nagornaja (Jaroslawl)
"... vor allem, weil sie eine Frau ist...": Geschlechterspezifische Partizipationsmodelle in der sowjetischen Kulturdiplomatie des Kalten Krieges.
Die Frauenpräsenz in den Strukturen außenpolitischer Repräsentationen der UdSSR im Kalten Krieg spiegelt eine sehr beeindruckende Dissonanz zwischen dem Bild der Geschlechtergleichheit, das zum sozialistischen Markenzeichen wurde, und der institutionellen Praxis wider. Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion blieben die offiziellen Strukturen der sowjetischen Außenpolitik sehr patriarchal. Im MGIMO etwa, das für die Vorbereitung von Diplomaten zuständig war, durften Frauen in geringer Zahl nur die Fächer erlernen, die keine direkte Verbindung mit dem Außendienst aufwiesen. So kann etwa P.-L. Six zeigen, dass sich die Tür in die männliche Welt der elitären diplomatischen Ausbildung fast ausschließlich nur für Töchter von führenden Parteifunktionären öffnete, und meistens nur als Ehestrategie. Umgekehrt wurde die kulturdiplomatische Sphäre zu einem partizipativen Raum für sowjetische Frauen. Ihre Aktivitäten waren in verschiedenen (quasi)öffentlichen Organisationen, selbst an ihrer Spitze, durchaus erwünscht. Schriftstellerinnen und Künstlerinnen (z.B. A. Barto, V. Vasilevskaja), sowjetische Symbolfiguren (V. Tereschkova, L. Kozmodem’janskaja, N. Popova) sowie einfache sowjetische Frauen repräsentierten außenpolitisch sowjetische Errungenschaften in Kultur, Wissenschaft und Bildung. Als eine der wichtigsten Zielgruppen sowjetischer Kulturdiplomatie wurden ausländische Aktivistinnen betrachtet, besonders aus der Dritten Welt.
Im geplanten Vortrag wird es um Partizipationsräume für Frauen im System sowjetischer Kulturdiplomatie des Kalten Krieges gehen. Mir geht es um die Wechselbeziehungen kulturdiplomatischer Akteure mit den Institutionen der Macht, um eine komplexe Verflechtung von institutioneller und ideologischer Beeinflussung „von oben“ mit dem Eigensinn von Laiendiplomatinnen nachzuvollziehen sowie den Grad persönlicher Freiräume im ständigen Aushandeln der Interessen beider Seiten. Im Zentrum der Untersuchung stehen transnationale Netzwerke, die sich trotz des „Eisernen Vorhangs“ bildeten sowie der Generationenwechsel und die allmähliche Professionalisierung der Kulturdiplomatinnen. Von einem besonderen Interesse sind Personen des öffentlichen Lebens im Ausland, die als Zielgruppe in die sowjetischen kulturdiplomatischen Aktivitäten involviert und so für sie instrumentalisiert wurden.
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