Odesa-Tage 2025
globale°-Festival / Kolloquiumsvortrag
18 Uhr (s.t.), Europapunkt, Am Markt 20
Oxana Matiychuk (Tscherniwzi)
Literatur im/vom Krieg. Ein Bericht aus Tscherniwzi
Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, / Zoom
Mikhail Boytsov (Düsseldorf) Herberstein war nicht der erste! Berichte zweier kaiserlicher Gesandter über ihre Reisen nach Moskau 1513-1515
Conference: Coming to the Surface or Going Underground? Art Practices, Actors, and Lifestyles in the Soviet Union of the 1950s-1970s
Research Centre for East European Studies (FSO)
Registration until 07.11.2025
Wissenswertes
Forschungsstelle Osteuropa
Die Forschungsstelle Osteuropa (FSO) ist als An-Institut eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung an der Universität Bremen. Sie wird gemeinsam von der Kultusministerkonferenz und dem Land Bremen finanziert. Im Jahre 1982 mitten im Kalten Krieg gegründet, versteht sich die FSO heute als ein Ort, an dem der Ostblock und seine Gesellschaften mit ihrer spezifischen Kultur aufgearbeitet sowie aktuelle Entwicklungen in der post-sowjetischen Region analysiert werden.
Aktuelle PressebeiträgeUkrainische Innenpolitik im Schatten des Krieges» weiterlesen Denker, Flaneur, Archäologe - Zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an Karl Schlögel » weiterlesen |
Aktuelles aus Forschung & ArchivNachruf auf Sergej Dedjulin (9.12.1950 in Leningrad – Oktober 2025 in Paris)» weiterlesen Artikel: Im Widerspruch zwischen Inklusion und Exklusion. Überlegungen zur tschechoslowakischen Migration nach Österreich zwischen Antikommunismus und antiosteuropäischen Rassismus » weiterlesen |
Sergej Dedjulin (9.12.1950 in Leningrad – Oktober 2025 in Paris)
Nachruf auf Sergej Dedjulin
Foto © m. klassen
Sergej Dedjulin
(9.12.1950 in Leningrad – Oktober 2025 in Paris)
Sergej Wladimirowitsch Dedjulin kam in Leningrad zur Welt: Sein Vater war Militärarzt bei der Marine und Medizinhistoriker, die Mutter eine Überbelende der Leningrader Blockade.
Als studierter Chemiker arbeitete Dedjulin an einem Forschungsinstitut und unterrichtete Chemie an diversen Berufsschulen. Aber gleichzeitig besuchte er weiter an der Universität als Gasthörer Vorlesungen in Geschichte und Philosophie, so dass seine Freunde aus der Menschenrechtsbewegung ihn in erster Linie als Historiker und Bibliographen sahen.
Seit 1975 lieferte er regelmäßig Informationen für die im Samizdat herausgegebene „Chronik der laufenden Ereignisse“, gab zusammen mit Viktor Kriwulin die Samizdat-Zeitschrift „Sewernaja potschta“ heraus und wirkte bei anderen Samizdat-Ausgaben der „Leningrader zweiten Avantgarde“ mit. Er gehörte zum Redaktionsteam um Arsenij Roginskij, Larissa Bogoras, Alexander Daniel des historischen Almanachs „Pamjat‘“, bis dies 1981 der KGB zerschlug. Das war der Moment, in dem Dedjulin entschied, das Land zu verlassen, um einer Verhaftung zu entgehen. Bereits 1979 hatte der KGB bei einer Hausdurchsuchung sein gesamtes privates Archiv beschlagnahmt.
In Paris arbeitete er ein Jahrzehnt lang in der Redaktion der renommierten Emigrantenzeitung „Russkaja Mysl“ mit. Sein enormes Wissen der russischen Literatur, Kunst, Kultur hüben und drüben und sein ausgesprochen professioneller, akribischer Umgang mit Archivdokumenten machten ihn zu einem äußerst gefragten Mitwirkenden bei zahlreichen Tamizdat-Projekten der russischen Diaspora.
In den letzten zwei Jahrzehnten investierte Sergej Dedjulin viel Kraft, Mittel und Passion in die Herausgabe der Sammelbände „Bibliograph“, „Neuer Bibliograph“ u.a. Um diese Projekte finanzieren zu können, verdiente er sein Geld als Stadtführer für russische Touristen.
Trotz seiner vielseitigen Bildung blieb er zeit seines Lebens im Exil allein bis einsam. Die gebührende Anerkennung liest man erst heute in diversen Nachrufen auf ihn. Doch zu seinen Lebzeiten tat sich die russische intellektuelle Diaspora mit Dedjulins Homosexualität, die er als französischer Bürger und Europäer leben konnte, sehr schwer bis abweisend.
Seinen Archivbestand in der Forschungsstelle Osteuropa gründete er 2003. Wir trauern um Sergej Dedjulin, der das FSO-Archiv in Bremen immer wieder gerne besuchte und hier die Anerkennung seiner Persönlichkeit in all seinen Facetten erfuhr.
Maria Klassen
im Okt. 2025
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