Film und Gespräch: Heller Weg
19:00 Uhr, Kulturwerkstatt Westend
Mit Regisseurin Iryna Riabenka, moderiert von Oksana Chorna
Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3, Raum 0330 / Zoom
Natalia Fedorenko (Bremen)
Coming of Age in the Urals in the Early 1960s: Ideals and Perspektives of the Middle Class. The Story of Anna Tarshis
Wissenswertes
Die Forschungsstelle Osteuropa trauert um
die russische Bürgerrechtlerin, Dichterin, Übersetzerin
Natal‘ja Gorbanevskaja
*26.05.1936 Moskau – † 29.11.2013 Paris
FSO 01-024 © Alovert
Natal‘ja Evgen‘jevna Gorbanevskaja – die ihr Archiv in die Obhut der FSO übergeben hat – studierte Philologie an der Leningrader Universität, arbeitete danach als Bibliothekarin, Bibliographin und technische Übersetzerin in Moskau.
In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre gehörte sie zum Kreis der andersdenkenden Bürgerrechtler und war Initiatorin, Redakteurin und Autorin der illegal im Samizdat herausgegebenen „Chronik der laufenden Ereignisse“. Am 25. August 1968 demonstrierte sie mit anderen Gleichgesinnten auf dem Moskauer Roten Platz gegen den Einmarsch der Sowjetarmee in Prag. Für die Teilnahme an diesem offenen Protest und für ihre bürgerrechtliche Tätigkeit wurde sie in die Zwangspsychiatrie eingewiesen, in der sie bis Februar 1972 zwei Jahre und zwei Monate verbrachte.
Exemplar einer „Chronik…“ FSO 01-232
Im Dezember 1975 emigrierte sie mit ihren Söhnen in den Westen, ließ sich in Paris nieder, wo sie für „Radio Free Europe“, für die Zeitschrift „Kontinent“ und die Zeitung „Russkaja mysl“ mehrere Jahre redaktionell tätig war. Seit 1999 gehörte sie zum Redaktionskollegium der russischsprachigen Zeitschrift „Novaja Polša“, die bis heute in Warschau herausgegeben wird.
Natal‘ja Gorbanevskaja schrieb Prosa und Gedichte, vor allem aber war sie eine hoch geschätzte Übersetzerin aus dem Polnischen, Tschechischen, Slowakischen und Französischen. Von ihr stammen die bedeutendsten russischsprachigen Übersetzungen der Werke Czesław Miłosz‘.
Mit der Emigration 1975 wurde ihr die sowjetische Staatsbürgerschaft entzogen; in Frankreich erhielt sie den Asylantenstatus, bis ihr im Jahr 2005 die polnische Staatsbürgerschaft zuerkannt wurde.
1995 begann Natal‘ja Gorbanevskaja ihre Dokumente, Korrespondenzen und Manuskripte dem Archiv der Forschungsstelle Osteuropa zu übergeben.
Zum heutigen Tag umfasst ihr Bestand [FSO 01-024] ca. 8 laufende Meter Archivalien sowie ihre Privatbibliothek mit zahlreichen Publikationsraritäten und autorensignierten Büchern.
Natal‘ja Gorbanevskaja in ihrer Pariser Wohnung Mitte November 2013 © Klassen
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