Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3, Raum 0330 / Zoom
Vitalij Fastovskij (Münster)
Wie man ein humanitäres Imperium aufbaut: Die Tolstoy Foundation im Kalten Krieg
Diskussion: "1000 Tage Krieg in der Ukraine - wie weiter?"
18:00 Uhr, Europapunkt Bremen
Mattia Nelles, Eduard Klein, Oksana Chorna, Susanne Schattenberg
Film und Gespräch: Heller Weg
19:00 Uhr, Kulturwerkstatt Westend
Mit Regisseurin Iryna Riabenka, moderiert von Oksana Chorna
Wissenswertes
Die Forschungsstelle Osteuropa gedenkt ihres Archivgebers Karel Trinkewitz (23. August 1931 in Mečeříž (Landkreis Jungbunzlau) – 15. März 2014 in Deggendorf)
Karel Trinkewitz FSO 02-60
Die Kindheit und Jugend des aus einer jüdisch-tschechischen Familie stammenden Karel Trinkewitz war von den leidvollen Erfahrungen des Antisemitismus, der drohenden Vernichtung seines Lebens nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Nazis und der Unterdrückung seiner beruflichen Ambitionen in dem kommunistischen Regime der ČSSR nach 1948.geprägt.
Er absolvierte eine handwerkliche Ausbildung als Töpfer, musste ein Jura-Studium an der Prager Karlsuniversität wegen antikommunistischer Äußerungen abbrechen und arbeitete nach 1954 in einer Zeitschrift als Grafiker, Karikaturist und Journalist. Seit den frühen 1960er Jahren engagierte er sich für den sich abzeichnenden Reformsozialismus. Während des Prager Frühlings 1967/68 gehörte er zu den wesentlichen Ideengebern einer demokratischen Entwicklung.
In der Zeit der repressiven „Normalisierung“ der Tschechoslowakei erhielt er Berufsverbot, 1977 unterzeichnete er die Charta 77, für die er bis 1979 als künstlerischer, literarischer und politischer Protagonist bis zur seiner Zwangsemigration tätig war.
Seit 1980 in Hamburg als Künstler und Autor tätig, initiierte er nach 1989 gemeinsam mit Václav Havel und dem Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau die Städtepartnerschaft Hamburg – Prag. Tief enttäuscht über die politische Entwicklung seines Heimatlandes lebte er, verheiratet mit Helga Umland, seit 2005 in dem böhmischen Dorf Rabi, wo er sein künstlerisches und literarisches Werk in reicher Vielfalt gestaltete.
Karel Trinkewitz hat als Künstler, Dichter und experimenteller Erzähler die Nachkriegsgeschichte Mitteleuropas surrealistisch, dadaistisch, popartistisch und politisch reflektiert. Er wird als Querdenker in lebendiger Erinnerung bleiben, weil er den ästhetischen Kanon in verschiedenen Gattungen mit unerwarteten Einfällen und Kompositionen bereichert hat.
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