Bibliothek und Archiv für Nutzung geschlossen
Bewerbungsschluss 05.01.2025
20h/Monat ab 1. April 2025; Unterstützung in Forschung und Lehre
Admin, max. 18h / Woche
zum 01.01.2025
Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3, Raum 0330 / Zoom
Kerstin Brückweh (Erkner)
Wohnen und Wohneigentum. Lässt sich aus der Geschichte der Transformation in Ostdeutschland lernen?
20.01.2025 Bewerbungsschluss
03.07.-05.07.2024, Dresden
Buchvorstellung
18:00 Uhr, OEG 3790
"The Making and Unmaking of the Ukrainian Working Class"
mit Dr. Denys Gorbach (Autor) und Prof. Dr. Jeremy Morris (Diskutant)
Wissenswertes
Im Gedenken an unseren Archivgeber
Nizametdin Achmetov
(1949 in Kunašak - 2. Januar 2017 in Čeljabinsk)
1990 2001
FSO 01-249 FSO 01-030.028 © S. Plog-Bontemps
Es reicht nicht zu sagen:
Für Freiheit zahlt man mit Freiheit
– man muss es auch tun.
Diese Zeilen schrieb 1982 der 33jährige Nizametdin Achmetov, als er schon fünfzehn Jahre in sowjetischen Straflagern eingesperrt war. Es sollte noch fünf weitere Jahre dauern, bis er nach Interventionen von Menschenrechtsorganisationen, dem Internationalen PEN, von Andrej Sacharov, Willy Brandt und François Mitterand frei kam. Und als er noch im selben Monat nach Deutschland ausreisen konnte, war er im Westen kein Unbekannter. Das Lager, das Achmetov später seine Universität nannte, hatte den „jungen Demagogen“ zu einem nachdenklichen Dichter reifen lassen. Der internationale PEN-Club hatte noch während der Haft seine Gedichte gedruckt, der französische, britische und österreichische PEN-Club hatten ihn zum assoziierten Mitglied gewählt und 1988, bald nach seiner Ankunft in Deutschland, erschienen seine Lageraufzeichnungen „Die Straße der Freiheit“.
Aber auf Empfängen und Lesungen fühlte Achmetov sich fremd, „wie auf einer Leistungsschau, wo clevere Pferdehändler Gebiss und Fesseln prüfen, um herauszufinden, ob der Gaul auch seinen Preis wert ist.“ Und er beklagte, dass man ihn nur als Dissidenten nach seiner Haft befragt, aber nicht als Dichter wahrnimmt. Achmetov hielt es im Westen nicht aus. „Für immer außerhalb meiner Heimat zu leben, ist für mich schlimmer, als zu Hause im Gefängnis zu leben.“ Zurück in der Heimat – er heiratet und wird Vater zweier Kinder – wartete Achmetov vergeblich auf ein Echo seiner russischen Kollegen: „Kein Lob, keine Kritik. Sie wollten nichts mit mir zu tun haben. Sie fühlten, dass ich nicht aus ihren Reihen komme. Für mich brach eine Welt zusammen.“
Die letzten Jahre hat Nizametdin Achmetov nur wenig geschrieben und nichts veröffentlicht. Aber wachsam und kritisch hat er die politische Entwicklung in seinem Land und auf der Welt verfolgt. „Ich bin erschüttert, wie schnell die Welt in einen gewaltigen Krieg hineingerät. Das ist ein Sturz in den Abgrund!“, schrieb er mir im Brief von 6. April 2016.
Nizametdin Achmetov ist am 2. Januar in Čeljabinsk gestorben, einsam und aufrecht. Er hat wie kaum ein anderer Poet für die Freiheit bezahlt. „Ich werde niemals, vor niemandem, den Nacken beugen und niemals niederschlagen den Blick.“ (1976)
Suzanne Plog-Bontemps
Die Autorin des Nachrufs war seit Ende der 1980er Jahre mit Nizametdin Achmetov befreundet. Sie interviewte ihn für den Deutschlandfunk und schenkte ihre Korrespondenz mit Achmetov und weitere seiner Schriften und Materialien dem Archiv der Forschungsstelle Osteuropa.
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