Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3 0330/ Online
Michael Loader (Glasgow)
Rebellious Republics: Moscow versus the Periphery and Resistance to Khrushchev’s 1958 Soviet Education Reform
Lunchtalk #81
12:00 Uhr, OEG Raum 3790
With Aleksandra Rumiantseva on Why Local Authorities Allow Dissent in Autocracies: Evidence from the 2017-2018 Navalny Protests in Russia.
18:00 Uhr, Europa Punkt Bremen
Was ist los in Belarus?
Mit Olga Dryndova und Prof. Susanne Schattenberg
Abteilung Zeitgeschichte und Kultur Osteuropas am IfG
28 Std./Monat
Wissenswertes
Im Gedenken an unseren Archivgeber
Igor Golomstok
(11.01.1929 in Kalinin – 12.07.2017 in London)
Quelle: “oralhistory.ru” auf YouTube.com
Igor Naumowitsch Golomstok (auch Golomstock, Golomštok), Kunsthistoriker, Kunstwissenschaftler und Dissident, wurde bereits im Alter von fünf Jahren mit dem Stalinismus konfrontiert: 1934 wurde sein Vater, Krim-Karäer und Bergbau-Ingenieur, verhaftet und kam ins Lager. Unter dem Namen seiner Mutter, einer Ärztin aus einer jüdisch-religiösen Familie, überlebte der junge Golomstok in Moskau, bevor die Familie 1939 nach Magadan umsiedelte.
Nach dem Krieg absolvierte Igor Golomstok in Moskau zwei Studiengänge: an der Hochschule für Finanzwesen sowie im Abendstudium Kunstwissenschaft an der renommierten Lomonossow-Universität. Dieser Abschluss ermöglichte ihm die Arbeit in zahlreichen wissenschaftlichen Projekten bei der Restauration alter Architekturdenkmäler.
Mitte der 1960er wurde Golomstok wissenschaftlicher Mitarbeiter an der „Hochschule für technische Ästhetik“ (WNIITE) und erhielt einen Ruf als Dozent für zeitgenössische westeuropäische und ausländische Kunst an die Kunstwissenschaftliche Fakultät der Lomonossow-Universität.
Doch gerade durch seine kluge und nonkonforme Vermittlung der westlichen Kunst verlor Golomstok mehrere Anstellungen; seine wichtigsten Publikationen, darunter das Buch „Der ästhetische Naturfluss in der modernen ausländischen Kunst“ (1964), wurden vernichtet.
Für den Samizdat übersetze Golomstok den Roman von Arthur Koestler „Sonnenfinsternis“. Während des berühmt-berüchtigten Daniel-Sinjawskij-Prozesses 1966 wurde er als Zeuge vorgeladen und für seine Weigerung, als solcher aufzutreten, zu sechs Monaten Zwangsarbeit verurteilt.
1972 ging Golomstok in die Emigration nach London. Vielseitig engagiert, arbeitete er journalistisch mit der russischsprachen Redaktion des Senders BBC und mit dem Redaktionskollegium der Emigranten-Zeitschrift „Kontinent“; er wurde Dozent an diversen englischen Universitäten (St. Andrews, Essex und Oxford) und betätigte sich als Übersetzer.
Golomstoks wichtigstes Werk ist “Totalitarian art in the Soviet Union, the Third Reich, Fascist Italy, and the People’s Republic of China”(London: Collins Harvill, 1990), das in viele Sprachen übersetzt worden und in mehreren Auflagen erschienen ist.
Zwischen 1998 und 2007 übergab Igor Golomstok nach und nach sein persönliches Archiv an die Forschungsstelle Osteuropa, wo es in den letzten vier Jahren dank DFG-Mitteln erschlossen wurde.
In Dankbarkeit gedenken wir eines herausragenden Wissenschaftlers und mutigen Menschenrechtlers.
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