Film und Gespräch: Heller Weg
19:00 Uhr, Kulturwerkstatt Westend
Mit Regisseurin Iryna Riabenka, moderiert von Oksana Chorna
Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3, Raum 0330 / Zoom
Natalia Fedorenko (Bremen)
Coming of Age in the Urals in the Early 1960s: Ideals and Perspektives of the Middle Class. The Story of Anna Tarshis
Wissenswertes
Die FSO trauert um Arsenij Roginskij
© M.Klassen
Arsenij Borisovič Roginskij
(30. März 1946, Vel’sk / Gebiet Archangel’sk – 18. Dezember 2017, Herzlia)
Nur wenige Menschen haben eine solche Bedeutung für die Forschungsstelle Osteuropa wie Arsenij Roginskij. Als Dissident, Gründungsvater und bis zuletzt Vorstandsvorsitzender von „Memorial“ (Moskau) begleitete er die Tätigkeit der FSO, so wie die FSO ihn und Memorial Moskau bei ihrer Tätigkeit unterstützte. Zuletzt besuchte Roginskij die FSO im Januar 2016. 2017 reiste er zur Behandlung einer Krebserkrankung nach Israel.
Roginskij wurde im hohen Norden der Sowjetunion am Verbannungsort des Vaters, eines Leningrader Ingenieurs, geboren. Als Schüler des berühmten Linguisten und Semiotikers Jurij Lotman schloss Roginskij 1968 sein Geschichts- und Philologie-Studium an der estnischen Universität Tartu ab. Die Jahre 1968 bis 1981 verbrachte er in Leningrad als Mitarbeiter der Saltykov-Ščedrin-Bibliothek und als Lehrer für Russisch und Literatur.
Bereits in den 1960er Jahren verlangte es Arsenij Roginskij nicht nur als Historiker, sondern auch als kritischen Bürger nach einer unverfälschten Darstellung der Ereignisse in seinem Land. Früh wurde er zum Leser der nicht offiziell verbreiteten Druckerzeugnisse wie Tamizdat und Samizdat. Mit den Bürgerechtlern um die „Chronik der laufenden Ereignisse“ war er eng befreundet. In den Jahren 1978-1981 gehörte Roginskij zum Redaktionskollegium der Samizdat-Reihe „Pamjat‘“, in der fünf Sammelbände mit historisch-publizistischen Texten erschienen.1981 wurde Arsenij Roginskij aufgrund einer fiktiven Beschuldigung angeklagt und zu vier Jahren Haft verurteilt. Sein „letztes Wort“ im Gericht wurde zum weit verbreiteten Samizdat-Text, der ebenso seinen Weg in den Westen fand und in der Pariser Emigrantenzeitung „Russkaja mysl‘“ veröffentlicht wurde.
Erst in der Perestroika-Zeit wurde Roginskij rehabilitiert. 1988 gehörte er zu den Gründungsvätern der ersten sowjetischen NGO und Menschenrechtsorganisation „Memorial“ (Moskau) und war seit 1998 ihr Vorstandsvorsitzender und Direktor. Bis zuletzt kämpfte er gegen die Brandmarkung von Memorial als „ausländischer Agent“. Er hinterlässt eine Leerstelle, die kaum wieder zu füllen sein wird.
Die langjährige, intensive und aufrichtige Freundschaft mit dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit wird allen Mitarbeiter_innen der FSO für immer in Erinnerung bleiben.
In tiefer Trauer und Dankbarkeit.
Zu Gast bei der FSO in Bremen mit Jens Siegert und Elena Žemkova, 29. Januar 2016 © M.Klassen
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