Bibliothek und Archiv für Nutzung geschlossen
Bewerbungsschluss 05.01.2025
20h/Monat ab 1. April 2025; Unterstützung in Forschung und Lehre
Admin, max. 18h / Woche
zum 01.01.2025
Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3, Raum 0330 / Zoom
Kerstin Brückweh (Erkner)
Wohnen und Wohneigentum. Lässt sich aus der Geschichte der Transformation in Ostdeutschland lernen?
20.01.2025 Bewerbungsschluss
03.07.-05.07.2024, Dresden
Buchvorstellung
18:00 Uhr, OEG 3790
"The Making and Unmaking of the Ukrainian Working Class"
mit Dr. Denys Gorbach (Autor) und Prof. Dr. Jeremy Morris (Diskutant)
Wissenswertes
Im Gedenken an unseren Archivgeber
Wladimir Nikolajewitsch Woinowitsch
26.09.1932 in Stalinabad/Duschanbe – 27.07.2018 in Moskau
Quelle: FSO 01-123 Vojnovič
Der russische Schriftsteller, Lyriker, Dramaturg, Satiriker und Maler Wladimir Woinowitsch kam zur Welt in der Hauptstadt der Zentralasiatischen Republik Tadschikistan, wo seine Eltern – der Vater Journalist, die Mutter Redaktionsmitarbeiterin – bei der Zeitung „Kommunist Tadschikistans“ gearbeitet haben. In Stalins Terrorjahren wurde Woinowitschs Vater 1936 verhaftet, 1941 entlassen und sofort an die Front geschickt.
Die Nachkriegszeit verbrachte die Familie in dem ukrainischen Saporoschje; Wladimir Woinowitsch absolvierte eine Berufsschule; sportlich aktiv, war er Mitglied eines Segelfliegervereins, wo er auch Fallschirmspringen praktizierte. Von 1951 bis 1955 diente er bei der Luftwaffe und schrieb bereits seine ersten Gedichte.
1956 bemühte sich Woinowitsch darum, in Moskau Fuß zu fassen; er arbeitete auf dem Bau, studierte drei Semester lang an der pädagogischen Hochschule und bereiste als Berichterstatter das Neuland in Kasachstan. 1958 schrieb er seine erste Prosa. Seit 1960 arbeitete er beim Moskauer Rundfunk in der Redaktion „Satire und Humor“. Im Sputnik-Fieber wollte es der Zufall, dass zu Woinowitschs Gedicht über die Weltraumfahrt eine Melodie komponiert wurde und das Lied zum Lieblingsschlager der sowjetischen Kosmonauten aufstieg. Als auch der Generalsekretär Nikita Chruschtschow die Zeilen dieses Liedes öffentlich zitierte, wurde Woinowitsch über Nacht berühmt, im Schriftstellerverband aufgenommen und war seit 1961 in der sowjetischen Literatur etabliert.
So kurzzeitig die Tauwetterperiode war, so schnell wurde Woinowitsch zum antisowjetischen Schriftsteller und einem aktiven Bürgerrechtler, der seit 1963 an seinem Roman „Die denkwürdigen Abenteuer des Soldaten Iwan Tschonkin“, einer bitterbösen Satire auf die Stalin-Zeit, schrieb und ihn im Samizdat verbreiten ließ. Der Erste Teil des Romans erschien 1969 im Tamizdat (Possev-Verlag in Frankfurt am Main) und brachte Woinowitsch die ersten und nicht endenden Begegnungen mit dem KGB. 1974 wurde Woinowitsch aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen und von sämtlichen offiziellen Institutionen zur Persona non grata erklärt. 1980 wurde er zusammen mit seiner Familie des Landes verwiesen und 1981, wie sein Freund und gleichgesinnter Bürgerrechtler Lew Kopelew, ausgebürgert.
Bis zu den Perestroika-Jahren lebte Woinowitsch in Stockdorf bei München, reiste durch Westeuropa und die USA, nahm an zahlreichen Menschenrechtskongressen teil, schrieb und veröffentlichte ein Dutzend neuer Bücher. 1990 wurde ihm die sowjetische und später russische Staatsangehörigkeit wiederzuerkannt und sein weiteres nicht minder aktives gesellschaftliches und schriftstellerisches Leben gestaltete Woinowitsch im kreativen Pendeln zwischen München und Moskau. Woinowitsch entdeckte sein malerisches Talent, das ihm mehrere Ausstellungen in Moskau, St. Petersburg, Köln und Wien bescherte.
Nach dem Tode seiner Frau Irina im Jahre 2004 gab Woinowitsch das Domizil bei München auf und kehrte endgültig nach Moskau zurück. Er blieb stets ein wacher und kritischer Geist, der alle kriegerischen Handlugen des Kreml, von Tschetschenien bis zur Ukraine, öffentlich und scharf verurteilte. In seinem letzten Roman „Der himbeerfarbene Pelikan“ schrieb er eine weitere bitterböse Satire, diesmal auf die Putin-Zeit.
Bevor Woinowitsch 2004 sein deutsches Domizil auflöste, übergab er der Forschungsstelle sein bis dato angesammeltes privates Archiv. Nicht zuletzt war für ihn der Beweggrund, dass im Archiv der Forschungsstelle der Nachlass seines Freundes Lew Kopelew aufbewahrt wird.
Wir trauern um unseren Archivgeber und gedenken seiner in dankbarer Erinnerung, weil sie uns mit seinem weisen Humor und seiner bitteren Ironie Mut macht.
MK
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