Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3, Raum 0330 / Zoom
Maike Lehmann (Bremen)
Kul‘turnost‘ and Non/Belonging in the Late Soviet Union
(65% der vollen Wochenarbeitszeit, Entgeltgruppe 13 TV-L)
ab dem 01. Januar 2025 befristet für 3 Jahre. Bewerbungsfrist: 31.10.2024
Diskussion: Was ist „Osteuropa“? Geschichte und Gegenwart eines widersprüchlichen Konzepts
19 Uhr, Bibliothek der Weserburg Museum für moderne Kunst
Anastasia Tikhomirova, Hans-Christian Petersen, Artur Weigandt, Klaas Anders
Ukrainische Schriftsteller*innen in Zeiten des Krieges
18:00 Uhr, Europapunkt Bremen
Oxana Matiychuk, Susanne Schattenberg
Wissenswertes
Wir trauern um Igor Markowitsch Jefimow
(08.08.1937 in Moskau – 12.08.2020 in Auburn/USA)
Quelle: FSO 01-253 (Igor Jefimow)
Igor Jefimow kam im historisch tragischen Jahr 1937 zur Welt; kurz vor seiner Geburt wurde sein Vater Mark Jefimow verhaftet und 1938 hingerichtet. Den Krieg überlebte Igor Jefimow mit seiner Mutter in der Evakuation, in einer Siedlung bei Kasan. Nach dem Krieg zogen die beiden nach Leningrad um, wo er die Schule, die Polytechnische Hochschule (1960) und das Literaturinstitut (1973) besuchte.
In den frühen 1960er freundete er sich mit liberal denkenden Intellektuellen an, gehörte diversen literarischen Gruppen an, wie z.B. „Gorozhane“ zusammen mit Boris Wachtin und Wladimir Maramsin, nahm an vielen Aktivitäten innerhalb inoffizieller kultureller Kreise teil und wurde zum Autor, Sammler und Verteiler von Samizdat.
Die enge Freundschaft mit dem Lyriker Iosif Brodsky, den er in der Verbannung besuchte, sowie mit Wladimir Maramsin bescherte Jefimow ein ähnliches Schicksal als Emigrant. Nachdem er 1978 die Sowjetunion verlassen hatte, wurden mehrere im Samizdat kursierende philosophische Abhandlungen unter dem Pseudonym „Andrej Moskowit“ als seine Schriften enttarnt.
Igor Jefimow ließ sich in den USA nieder, arbeitete einige Jahre in dem legendären ARDIS-Verlag von Carl und Ellendea Proffer, bis er 1981 seinen eigenen Verlag „Eremitage“ mit dem Ziel gründete, den Autoren, die in der Sowjetunion aus ideologischen Gründen nicht gedruckt wurden, ein Forum zu bieten. Doch auch er selbst war in diesen Jahren als Schriftsteller sehr produktiv. Bis zum Millenniumswechsel veröffentlichte er über ein Dutzend Romane, die seit der Perestroika alle in Russland erschienen und große Popularität genießen.
Seine letzten Jahre verlebte Igor Jefimow in Pennsylvania (USA), wohl wissend, dass aufgrund seiner Herzerkrankung die Zeit gekommen war, die Ergebnisse seiner literarischen Arbeit zu ordnen. Innerhalb der drei letzten Jahren übergab er stückweise der Forschungsstelle Osteuropa sein persönliches Archiv.
Jefimows literarisches Werk ist längst in die Heimat zurückgekehrt. Sein Freund, der Literatur-Nobelpreisträger Iosif Brodsky bezeichnete Jefimow als russischen philosophischen Schriftsteller in der Tradition Alexander Herzens.
Igor Jefimow war eine ausgesprochen lebensbejahende, geistreiche und humorvolle Persönlichkeit. Wir gedenken seiner mit tiefer Dankbarkeit.
MK
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