CfP: Coming to the Surface or Going Underground? Art Practices, Actors, and Lifestyles in the Soviet Union of the 1950s-1970s
The Research Centre for East European Studies (FSO), Bremen, November 13-14, 2025
Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3 0330 / Zoom
Hera Shokohi (Bonn)
Genozid und Totalitarismus. Die Sprache der Erinnerung an die Opfer des Stalinismus in der Ukraine und Kasachstan
Summerschool European Network Remembrance and Solidarity
25.-26. August 2025 (online), 01.-10. September 2025
Deadline: 06.05.2025
FSO Bremen und Paris; Prag und Paris
Wissenswertes
Boris Chasanow
Gennadij Moissejewitsch Fajbussowitsch
(16.01.1928 in Leningrad – 11.01.2022 in München)
© M. Klassen
Boris Chasanow nannte sich der in Leningrad geborene Schriftsteller Gennadij Fajbussowitsch. Kurz vor dem Abschluss seines Altphilologie-Studiums an der renommierten Moskauer Lomonossow-Universität MGU wurde Chasanow 1949 der „antisowjetischen Agitation“ bezichtigt, verhaftet, zu acht Jahren Straflager verurteilt und 1955, vorzeitig, zwei Jahre nach Stalins Tod, aus der Haft entlassen.
Mit dem Makel des ehemaligen Häftlings blieb ihm die Möglichkeit in Moskau zu leben verwehrt. In der ca. 200 km nördlich von Moskau gelegenen Stadt Tver‘ (damals Kalinin) absolvierte Chasanow das Medizinstudium, arbeitete als Arzt sowie freier Autor und später Redakteur der Fachzeitschrift „Chimija i zhizn‘“ („Chemie und Leben“), was den Aufenthalt in Moskau wieder möglich machte.
In seinem Freundeskreis der Andersdenkenden und Dissidenten wurde Chasanow ein gern gelesener Autor im Samizdat. Seine in den Westen herausgeschmuggelten Werke wurden zahlreich im Tamizdat publiziert, in mehrere Sprachen übersetzt und im Ausland veröffentlicht. Das hatte zur Folge, dass die Schwierigkeiten mit der sowjetischen Staatsmacht erneut für Chasanow zur Gefahr wurden und ihn 1982 zur Emigration zwangen.
In München arbeitete er von 1983 bis 1993 in der russischsprachigen Redaktion des Senders Radio Liberty, und in den Jahren 1984-1992 war er zusammen mit dem ebenfalls exilierten Dissidenten Kronid Ljubarskij Mitgründer und Mitherausgeber der Tamizdat-Zeitschrift „Strana i mir“ („Land und Welt“).
In Deutschland sind sieben seiner Romane erschienen, der bekannteste war 1986 „Die Gegenzeit“. 1998 bekam Chasanow von der Stadt Heidelberg den Preis für „Literatur im Exil“ verliehen.
Mitte der 1990er übergab Boris Chasanow einen Teil seines persönlichen Archivs der Forschungsstelle. Fast jährlich ergänzte er seinen Bestand mit wertvollen Dokumenten, Manuskripten und Korrespondenzen.
In Dankbarkeit trauern wir um einen Grandseigneur, scharfen Denker, freien Geist und liebenswerten Menschen.
Maria Klassen
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