Kundgebung
17:00 Uhr, Bremer Marktplatz
Frieden und Freiheit für die Ukraine!
Vortrag und Diskussion
19:00 Uhr, Landeszentrale für politische Bildung
NS-Überlebende in der Ukraine heute. Ragna Vogel (Kontakte-Контакты e.V.) und Marcus Meyer (Denkort Bunker Valentin) im Gespräch mit Muriel Nägler
Buchvorstellung/Diskussion
19:00 Uhr, Kukoon
Russia’s War in Ukraine. Ukrainische Wissenschaftler*innen beschreiben den Krieg.
Autorin Tetiana Kostiouchenko im Gespräch mit Eduard Klein
Buchvorstellung/Gespräch
19:00 Uhr, Theater Bremen, Foyer Großes Haus
"White But Not Quite": Gibt es antiosteuropäischen Rassismus?
mit Autor Ivan Kalmar
Einführung: Klaas Anders, Moderation: Anke Hilbrenner
Wissenswertes
Die Schreibmaschine zum Sprechen bringen
Das Exponat aus dem Hause Ajchenwald
Foto: Fabian Winkler Fotografie. Quelle: Archiv der Forschungsstelle Osteuropa, FSO, 01-057 museale Artefakte.
Es liegt nahe, dieses Exemplar Juli Ajchenwald (1872-1928) zuzuordnen, einem der profiliertesten Literaturkritiker des Silbernen Zeitalters, von den Avantgardisten bekämpft und von den Bolschewiki gehasst. Für Trotzki waren seine „Literarischen Silhouetten“ Inbegriff bürgerlichen Literatentums. Kein Zufall, dass sein Name auf der Liste derer auftauchte, die im Herbst 1922 auf dem sogenannten „Philosophendampfer“ ins Exil nach Deutschland verschickt wurden. Ajchenwald blieb eine Koryphäe auch im Russischen Berlin der 20er Jahre, wo er unglücklicherweise 1928 am Kurfürstendamm unter eine Straßenbahn geriet und starb. Ist es nicht seltsam, dass auch Berlioz, eine der Figuren im Roman „Meister und Margarita“, an dem Bulgakow damals arbeitete, unter die Straßenbahn geraten war?
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Wir wissen viel über Texte, die auf Schreibmaschinen verfertigt wurden, aber kaum etwas über die Geschichte der Objekte und Apparate, denen wir diese Texte verdanken. Wir wissen nicht, wie die Schreibmaschine „Made in Germany“ nach Moskau gelangt ist – in sowjetischen Zeiten durchaus keine Selbstverständlichkeit. Die Marke „Rheinmetall-Borsig“ gab es in den 20er Jahren, also in den Jahren des Exils von Juli Ajchenwald, noch nicht. Rheinmetall hatte als Folge des Versailler Vertrags seine Rüstungsproduktion einschränken müssen und war zeitweilig auf die Herstellung von Büromaschinen ausgewichen; zur Fusion von Rheinmetall mit Borsig kam es aber erst 1936. Fest steht nur, dass sich die Schreibmaschine zeitweise im Besitz des Sohnes Aleksandr Ajchenwald (1899-1941) befand, eines namhaften marxistischen Ökonomen und „Bucharin-Schülers“, der im Zuge der Stalinschen Säuberungen repressiert und 1941 umgebracht wurde, wie die Familie nach Öffnung der Archive herausfinden konnte.
Lesetipps:
Friedrich Kittler: Aufschreibesysteme 1800/1900, München 1985.
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