Film und Gespräch: Heller Weg
19:00 Uhr, Kulturwerkstatt Westend
Mit Regisseurin Iryna Riabenka, moderiert von Oksana Chorna
Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3, Raum 0330 / Zoom
Natalia Fedorenko (Bremen)
Coming of Age in the Urals in the Early 1960s: Ideals and Perspektives of the Middle Class. The Story of Anna Tarshis
Wissenswertes
Lew Kopelew vor der Berliner Mauer
Am 11. / 12. November 1989, unmittelbar nach dem Mauerfall in Berlin
Lew Kopelew vor der Berliner Mauer. Archiv der Forschungsstelle Osteuropa. Foto: Karl-Heinz Korn.
Am Vormittag des 11. November erreichte uns ein Telefonanruf – es war Lew Kopelew, und er sagte: „Christa, Gerhard, ich bin hier! Bei euch!“
Er hatte sich in Begleitung von Karl-Heinz Korn und Brigitte Segschneider auf den Weg nach Berlin gemacht, und man hatte ihn, da er in der Aufregung seinen Pass nicht dabei hatte, zuerst an der Grenzstelle Heinrich-Heine-Straße nicht passieren lassen wollen. Erst durch den Protest aus der Schlange der Menschen, die den Grenzposten zuriefen: „Sie wollen den bedeutendsten russischen Schriftsteller Kopelew nicht durchlassen?!“, konnte er passieren, mit dem Verweis, doch bei seiner Rückkehr dann doch wieder an diesem Posten vorbeizukommen.
So saß er kurz darauf in unserer Küche in Berlin-Pankow, Amalienpark 7, wie wir Jahre zuvor, 1968, bei ihm und seiner Frau Raissa Orlowa in seiner Moskauer Küche oder am Tag des Begräbnisses von Heinrich Böll 1985 in seiner Kölner Küche gesessen hatten.
„Es begann“, wie er später notierte, „ein Gespräch, das nicht enden wollte, über alles mögliche: über traurige, schmerzliche und freudige Geschehnisse, über die Umsiedler und Leipziger Demonstranten, über Gorbatschow und Biermann, über neue Bücher, Filme, Gedichte – und immer wieder über das große Wunder dieser deutschen Revolution...“
Am nächsten Tag stand er in der Nähe des Potsdamer Platzes an der Mauer, wo ihn Karl-Heinz Korn fotografierte, und wir begleiteten ihn zu einem Besuch auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof, wo er unbedingt die Gräber von Bertolt Brecht und Anna Seghers sehen wollte.
Es war für ihn und uns sicher die unvergesslichste Begegnung, über die er schrieb: „... diese einzigartige, gewaltlose, humane demokratische und soziale Revolution beweist eindeutig: Die Einheit der deutschen Nation ist Wirklichkeit. Sie besteht heute, wie sie vor Jahrhunderten schon bestand – die nationale Einheit im geistigen Leben, in der Sprache, in der Kunst und Dichtung, in der Erkenntnis des gemeinsamen historischen Schicksals.“
Gerhard Wolf
Länder-Analysen
» Länder-Analysen
» Caucasus Analytical Digest
» Russian Analytical Digest
» Ukrainian Analytical Digest
Online-Dossiers zu
» Russian street art against war
» Dissens in der UdSSR
» Duma-Debatten
» 20 Jahre Putin
» Protest in Russland
» Annexion der Krim
» sowjetischem Truppenabzug aus der DDR
» Mauerfall 1989