Film und Gespräch: Heller Weg
19:00 Uhr, Kulturwerkstatt Westend
Mit Regisseurin Iryna Riabenka, moderiert von Oksana Chorna
Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3, Raum 0330 / Zoom
Natalia Fedorenko (Bremen)
Coming of Age in the Urals in the Early 1960s: Ideals and Perspektives of the Middle Class. The Story of Anna Tarshis
Wissenswertes
Wir gratulieren zum Friedensnobelpreis!
Im Gedenken an die Opfer des Stalinismus, 1988, Archiv der Forschungsstelle Osteuropa © K. Ivanov
Die Forschungsstelle Osteuropa gratuliert ganz herzlich den diesjährigen Nobelpreisträgern: dem belarusischen Menschenrechtsaktivisten Ales Bialiatski, der seit einem Jahr wieder im Gefängnis sitzt, und der ukrainischen Menschenrechtsorganisation Centre for Civil Liberties (CLL) sowie der russischen NGO Memorial.
Wir begrüßen ausdrücklich, dass Personen und Organisationen aus allen drei Ländern ausgezeichnet wurden, die (un-)mittelbar vom russischen Staat bedroht sind: Ales Bialiatski sitzt in einem System in Haft, das sich nur noch aufgrund Putins Unterstützung halten kann, CLL dokumentiert zwar auch Menschenrechtsverletzungen, die vom ukrainischen Staat bzw. Geheimdienst ausgehen, hat es derzeit aber v.a. mit Menschenrechtsverletzungen durch die russischen Angreifer- und Besatzungstruppen zu tun. Memorial ist im letzten Dezember in Putins Russland verboten worden.
Memorial ist unser langjähriger Partner und eindeutig mit seiner vielseitigen Arbeit dem russischen Staat unter Putin ein Dorn im Auge gewesen: der Aufarbeitung der stalinistischen Herrschaft, die nicht nur den Großen Terror, sondern auch die Zeit des Zweiten Weltkriegs kritisch beleuchtet; der historischen Bildungsarbeit mit Jugendlichen im ganzen Land, die dadurch zu einem kritischen, verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Geschichte angeregt wurden; der Dokumentation der aktuellen Menschenrechtsverletzungen im russischen Staat inclusive einer Liste der beschuldigten Täter. Das Gericht, das Memorial verbot, warf der NGO „Verunglimpfung“ der Sowjetunion vor. Fragten sich im letzten Dezember viele, auch Memorial-Mitglieder, warum das Urteil ausgerechnet jetzt erfolgte, wo Memorial bereits lange vom Staat bekämpft wurde und seit 2016 als „ausländischer Agent“ eingestuft war, lieferte der Angriff auf die Ukraine eine Antwort darauf: Memorial wäre die wichtigste, lauteste und durchschlagenste Stimme gegen diesen Krieg gewesen.
Angesichts des Verbots und der Androhung, alle jene bis zu 15 Jahren Haft zu verurteilen, die den Krieg „Krieg“ nennen, sind nach Kriegsbeginn sehr viele Memorial-Mitglieder aus Russland geflohen und haben sich in alle Welt zerstreut.
Wir beglückwünschen die Memorialtsy ganz herzlich zu dieser wichtigen Auszeichnung und hoffen, dass mit diesem doppelten – symbolischen wie monetären – Kapital der Neustart gut gelingen möge!
Susanne Schattenberg
Memorial an der FSO: Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 und der damit einhergehenden Verschärfung der Zensur in Russland, der Androhung von 15 Jahren Haft, wenn man den Krieg Krieg nennt oder durch Schilderung der Fakten die russische Armee "verunglimpft", sind zahlreiche Memorial-Mitarbeiter*innen ins Ausland geflohen. Sie waren ohnehin bedroht, seit im Dezember 2022 Memorial in Russland verboten worden war. Ein Teil des Archivteams von Memorial International aus Moskau unter der Leitung von Dr. Nikita Lomakin, zwei Archivmitarbeiter*innen von Memorial Sankt Petersburg, der Vorsitzende von Memorial Perm, Robert Latypov, sowie ein weiteres Vorstandsmitglied der Permer Abteilung haben an der FSO Unterschlupf gefunden. Hier können sie ihre wissenschaftliche oder archivarische Tätigkeit für Memorial fortsetzen. Ermöglicht wird dies dank der Hans Koschnick Sonderstipendien, der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur und der US-Russia-Foundation. Eine langfristige Finanzierung konnte bislang noch nicht gefunden werden.
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