Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3, Raum 0330 / Zoom
Maike Lehmann (Bremen)
Kul‘turnost‘ and Non/Belonging in the Late Soviet Union
(65% der vollen Wochenarbeitszeit, Entgeltgruppe 13 TV-L)
ab dem 01. Januar 2025 befristet für 3 Jahre. Bewerbungsfrist: 31.10.2024
Diskussion: Was ist „Osteuropa“? Geschichte und Gegenwart eines widersprüchlichen Konzepts
19 Uhr, Bibliothek der Weserburg Museum für moderne Kunst
Anastasia Tikhomirova, Hans-Christian Petersen, Artur Weigandt, Klaas Anders
Ukrainische Schriftsteller*innen in Zeiten des Krieges
18:00 Uhr, Europapunkt Bremen
Oxana Matiychuk, Susanne Schattenberg
Wissenswertes
Briefwechsel über den „ukrainischen“ Shakespeare
Zum 130. Geburtstag von Dymtro Čyževśkyj
Brief von Čyževśkyj an Kostetzky, 1959. Archiv der Forschungsstelle Osteuropa,
Foto: Muriel Nägler.
Dmytro Čyževśkyj (1894–1977) ist eine der schillerndsten Figuren der deutschen Slawistik des 20. Jahrhunderts. Am 4. April 2024 jährt sich sein Geburtstag zum 130. Mal. Čyževśkyj war ein enzyklopädischer Gelehrter, dessen Forschungsinteressen nicht nur die Geschichte der Literatur und Philosophie der slawischen Völker, sondern auch Astronomie, Übersetzungswissenschaft und Mystik umfassten. Er war ein exzentrischer Dozent, der 40 Jahre lang an deutschen Universitäten lehrte, aber nie eine ordentliche Professur oder die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt. Als anspruchsvoller Experte für ukrainische, russische, polnische, slowakische und tschechische Geschichte beschrieb sich Čyževśkyj selbst als einen Mann mit „verkümmerten nationalen Gefühlen, aber grenzenlosem Respekt für jede Kultur“. Als Philosophie- und Literaturhistoriker lebte Čyževśkyj parallel in mehreren akademischen Welten: der deutschen, tschechischen, russischen und ukrainischen. Seinen deutschen Namen schrieb er in verschiedenen Lebensabschnitten auf unterschiedliche Weise um: Nach und nach wurde „Dmytro Čyževśkyj“ durch „Dmitrij Tschižewskij“ ersetzt.
Er verließ die Ukraine 1921 auf der Flucht vor den Bolschewiki und promovierte Ende der 1920er Jahre an der Ukrainischen Pädagogischen Hochschule in Prag. 1932 gelang es ihm, eine Stelle als Lektor für Russisch an der Universität Halle-Wittenberg zu erhalten. Seitdem war sein akademisches Leben untrennbar mit Deutschland verbunden. Nach einer Gastprofessur in Harvard (1949–56) lehrte er bis zu seinem Tod an der Universität Heidelberg.
Im Archiv der Forschungsstelle Osteuropa befinden sich verschiedene Briefe Čyževśkyjs an Ihor Kostetzky (1913–1983). Kostetzky war ein ukrainischer Schriftsteller, Übersetzer und Verleger, der 1943 als Ostarbeiter nach Deutschland deportiert wurde und 1955 zusammen mit seiner Frau Elisabeth Kottmeier den unabhängigen intellektuellen Verlag „Na Hori“ gründete. Eines der vielen Projekte von Kostetzky war die Veröffentlichung von Shakespeare im Ukrainischen, um die es in der Korrespondenz der beiden Intellektuellen hauptsächlich ging. Ebenfalls erklärte sich Čyževśkyj zunächst bereit, die 1957 in Heidelberg gegründete Ukrainische Shakespeare Gesellschaft zu leiten. Hier bedarf es noch weiterer Forschung, um tiefergehende Aussagen über Rolle Čyževśkyjs in der Shakespeare Gesellschaft zu treffen. Sowohl die Briefe als auch verschiedene Dokumente zur Ukrainischen Shakespeare Gesellschaft sind Teil des Bestands von Kostetzky im Archiv der FSO. Čyževśkyjs Archiv wird in den Universitätsbibliotheken von Halle und Heidelberg aufbewahrt.
Andrii Portnov
Lesetipps
Kostetzky, Eaghor G.: Einige Fragen der Shakespeare-Übersetzung in slawische Sprachen, Ansbach 1964.
Tschižewskij, Dmitrij: Vergleichende Geschichte der slavischen Literaturen, Berlin 1968.
Andrii Portnov ist Professor für Entangled History of Ukraine an der Europa-Universität Viadrina und Direktor vom Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies.
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