Film und Gespräch: Heller Weg
19:00 Uhr, Kulturwerkstatt Westend
Mit Regisseurin Iryna Riabenka, moderiert von Oksana Chorna
Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3, Raum 0330 / Zoom
Natalia Fedorenko (Bremen)
Coming of Age in the Urals in the Early 1960s: Ideals and Perspektives of the Middle Class. The Story of Anna Tarshis
Wissenswertes
Gosplan oder Wie die Sowjetunion gewirtschaftet hat
Forschungsprojekt von Prof. Dr. Susanne Schattenberg
Die staatliche Planungsbehörde der Sowjetunion Gosplan hatte von den 1920er Jahren bis zur Auflösung 1991 die Aufgabe, die gesamte Wirtschaft des riesigen Reiches zu steuern, Fünfjahrespläne für die Republiken, Regionen und jedes einzelne Werk zu erstellen, Ressourcen zu verteilen, die Fünfjahrespläne auf Jahrespläne herunterzubrechen, diese zu kontrollieren, nachzujustieren und Zahlen zu sammeln, um den nächsten Plan zu erstellen. Soweit die Theorie. Von der Praxis haben wir bis heute nur eine sehr vage Vorstellung. Fast scheint es, als sei die sowjetische Wirtschaft mehr von Versorgungs- und Verteilungs-Seilschaften, frisierten Planzahlen und gefälschten Ergebnissen, verschobenen Ressourcen und Waren, Unterschlagungen, Schwarzmarkt und nicht zuletzt „Gegenplänen“ bestimmt gewesen, mit denen im Hauruck-Verfahren die nicht mehr zu erfüllenden Planzahlen doch noch erreicht werden sollten. Den in den Medien stolz verkündeten Erfolgen standen die langen Schlangen vor Geschäften, die große Zahl von Defizitprodukten und die offiziellen Wartelisten für PKWs und Mietwohnungen gegenüber. In diesem Projekt soll es um nichts weniger als die Frage gehen, wie die Sowjetunion bewirtschaftet wurde: A) Wie funktionierte Gosplan als Behörde, wer arbeitete hier, wie erfolgte die Kommunikation mit den Fachministerien, mit den ZK-Abteilungen, mit den Republiken, Regionen und Fabriken? B) Wie wurden auf regionaler Ebene Zahlen generiert, wie die aus Moskau vorgegebenen Ziffern umgesetzt und weitergegeben, wer drehte hier an welchem Rad? C) Wie funktionierte das Wirtschaften auf Betriebsebene? Wie beschaffte man sich Ressourcen – Geld, Material, Maschinen, Arbeiter*innen, Ingenieur*innen? Welche Beziehungen und Seilschaften waren dafür nötig? Wie sah „kreative Buchhaltung“ oder „kreative Planerfüllung“ aus? Wie funktionierte der Betrieb aber auch als Mikrokosmos und Lebenswelt?
Dies Projekt, das noch in der Entwicklungsphase ist, wird mindestens aus drei Fallstudien bestehen: a) zu Gosplan als Behörde und Makrostruktur, b) zu einer Republik oder Region als Meso-Akteur und c) zu einem Werk als Mikro-Kosmos.
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