Bibliothek und Archiv für Nutzung geschlossen
Bewerbungsschluss 05.01.2025
20h/Monat ab 1. April 2025; Unterstützung in Forschung und Lehre
Admin, max. 18h / Woche
zum 01.01.2025
Kolloquiumsvortrag
18:15 Uhr, IW3, Raum 0330 / Zoom
Kerstin Brückweh (Erkner)
Wohnen und Wohneigentum. Lässt sich aus der Geschichte der Transformation in Ostdeutschland lernen?
20.01.2025 Bewerbungsschluss
03.07.-05.07.2024, Dresden
Buchvorstellung
18:00 Uhr, OEG 3790
"The Making and Unmaking of the Ukrainian Working Class"
mit Dr. Denys Gorbach (Autor) und Prof. Dr. Jeremy Morris (Diskutant)
Wissenswertes
Arbeitsgruppe Sowjetische Kulturgüter
Die Arbeitsgruppe Sowjetische Kulturgüter bestand von 1992 bis 1999. Ansprechpartner: Prof. Dr. Wolfgang EichwedeDie Arbeitsgruppe Sowjetische Kulturgüter widmete sich dem Forschungsziel der systematischen Erfassung des Schicksals verschleppter sowjetischer Kulturgüter durch deutsche Institutionen während und nach dem Zweiten Weltkrieg.Über einen Zeitraum von drei Jahren (1992 -1995) fanden internationale Recherchen in russischen, ukrainischen, weißrussischen, US-amerikanischen und bundesrepublikanischen Archiven zu folgenden Fragestellungen statt:
Welche deutschen Organisationen beschlagnahmten zwischen 1941 und 1944 Kunst- und Kulturgüter und verschleppten sie aus Museen, Bibliotheken, Archiven und anderen kulturellen Einrichtungen der Sowjetunion? Wie gingen sie dabei vor?
Welche Schutzmaßnahmen traf die sowjetische Seite? Waren Kulturgüter vorsorglich in das eigene Hinterland evakuiert worden?
Auf welchen Wegen wurden die von deutscher Seite konfiszierten Kunst- und Kulturgüter abtransportiert, und wohin?
Wer entdeckte sie wieder?
Wurden unter alliierter Verfügungsgewalt befindliche Kulturgüter restituiert? Wenn ja, an wen?
Eine umfangreiche Dokumentensammlung (als Kopie) ist bei der Bremer "Arbeitsgruppe Sowjetische Kulturgüter" vorhanden und steht interessierten Benutzern zur Verfügung.
Nachdem einschlägige Archivbestände jahrelang unter Verschluss waren, konnten viele Dokumente erstmals systematisch ausgewertet werden. Erste Arbeitsergebnisse liegen bisher zu zwei thematischen Schwerpunkten vor:
1. Dem Vorgehen deutscher Institutionen während des Überfalls auf die Sowjetunion, also dem NS- Kunstraub und
2. den Rückführungen sowjetischer Kulturgüter nach dem Zweiten Weltkrieg durch die US- amerikanischen Behörden.
Außerdem wurde eine Bibliographie: "Beutekunst aus zweierlei Sicht" (ca. 600 Titel) zum Thema angelegt.
Zudem gibt es ein ausgewähltes Zeitungsarchiv.
Publikationen:
Hartung,Ulrike: Verschleppt und verschollen. Eine Dokumentation deutscher, sowjetischer und amerikanischer Akten zum NS-Kunstraub in der Sowjetunion (1941-1948) Edition Temmen (Bremen) 2000, 362 S.
"Betr.: Sicherstellung". NS-Kunstraub in der Sowjetunion. Hrsg. von Wolfgang Eichwede und Ulrike Hartung; Bremen: Edition Temmen, 1998, 263 S. mit 72 Abbildungen und 11 Karten.
Eichwede, Wolfgang/Hartung, Ulrike (Hrsg.): CD-ROM: Property Cards Art, Claims und Shipments "Amerikanische Rückführungen sowjetischer Kulturgüter an die UdSSR nach dem Zweiten Weltkrieg", Redaktion und Dokumentation: Ulrike Hartung und Wolfram v. Rotberg. Mit einem Beiheft, Bremen im Selbstverlag 1997.
Hartung, Ulrike: Raubzüge in der Sowjetunion. Das Sonderkommando Künsberg 1941-43, Bremen 1997.
Eichwede, Wolfgang/Hartung, Ulrike: Diebesgrüße nach Moskau. Aus geheimen Akten: Rückgabe von Beutekunst an Rußland, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. März 1997, Nr. 63, S.35.
Eichwede, Wolfgang/Hartung, Ulrike: Sowjetische Kulturgüterverluste im Zweiten Weltkrieg. Zahlen, Odysseen und Rätsel, in: Osteuropa 1997, Nr. 3, S. 225-238.
Eichwede, Wolfgang: Deutsch-russische Irritationen. Kunst als Beute zwischen Recht und Geschichte, in: Deutschland-Archiv 1996, Nr. 1, S. 87-92.
Hiller, Marlene: Bücher als Beute - Das Schicksal sowjetischer und deutscher Bibliotheken als Folge des Zweiten Weltkrieges, in: Nordost - Archiv 1995, Nr. 4, S. 9-27.
Die CD-ROM
Eichwede, Wolfgang/Hartung, Ulrike (Hrsg.): CD-ROM: Property Cards Art, Claims und Shipments "Amerikanische Rückführungen sowjetischer Kulturgüter an die UdSSR nach dem Zweiten Weltkrieg", Redaktion und Dokumentation: Ulrike Hartung und Wolfram v. Rotberg. Mit einem Beiheft, Bremen im Selbstverlag 1997. [vergriffen]
Die Arbeitsgruppe Sowjetische Kulturgüter an der Forschungsstelle Osteuropa der Universität Bremen hat im Februar 1997 eine CD-ROM mit einführendem Begleitheft ediert. Sie kann zum Selbstkostenpreis an wissenschaftliche und öffentliche Institutionen abgegeben werden. Auf der CD sind alle bis heute bekannt gewordenen Angaben über jene Kulturgüter ediert, die im Zeitraum von 1945 bis 1962, insbesondere aber von der amerikanischen Besatzungsverwaltung in Deutschland 1945 bis 1948, an die Sowjetunion zurückgegeben wurden. Die CD-Datenbank ist nach folgenden drei Dokumententypen untergliedert: Property Cards Art (PCAs), Claims und Shipments. Sie enthält darüber hinaus eine umfangreiche Bibliographie zum Thema NS-Kunstraub in der Sowjetunion sowie zu den US-amerikanischen Rückführungen. Was aber sind PCAs, Claims und Shipments?
Ein erheblicher Teil des von den nationalsozialistischen Organisationen aus der Sowjetunion verschleppten Kulturgutes wurde im süddeutschen Raum eingelagert. 1945 entdeckten amerikanische Einheiten NS-Depots in den Schlössern Höchstädt a.d. Donau und Colmberg sowie den Klöstern Kartause Buxheim und Banz bei Staffelstein. Die amerikanischen Kunstschutzoffiziere der Monuments, Fine Arts und Archives Branch (MFA&A) führten archäologische Sammlungen, Gemälde, Ikonen, Porzellansammlungen, Barockmöbel, Textilien, Bücher und Archivalien aus den NS-Depots in die Central Collecting Points (CCP) München, CCP Wiesbaden und das Offenbach Archival Depot (OAD) zusammen. Zur Identifizierung der Gegenstände wurden Karteikarten, sogenannte Property Cards Art angelegt. Die Inventarkarten bilden den zentralen Fundus der CD. Der Fundus ermöglicht Recherchen nach Kunstwerk, Titel, Autor, Herkunft u.a. Entsprechend den alliierten Vereinbarungen legte die sowjetische Seite ihrerseits Claims vor, die ihre Restitutionsansprüche im Detail konkretisieren sollten. Auf der Basis dieser Vorarbeiten gaben die amerikanischen Besatzungsbehörden an Vertreter der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) von Oktober 1945 bis September 1948 insgesamt 534.120 "items", d.h. verschleppte Gegenstände, in 13 Shipments (Lieferungen), zurück. Die Shipments beinhalten Transportlisten und ein von beiden Seiten, also auch von sowjetischen Offizieren, unterschriebenes Quittungsformular, das die Übergabe protokollarisch bestätigt. Soweit sich diese Vorgänge in den Dokumenten niederschlagen, werden sie auf der CD-ROM festgehalten.
Ausgewertet wurden Bestände der National Archives in Washington, D.C. und des Bundesarchivs in Koblenz.
Zwei Aspekte müssen bei der Einschätzung besonders berücksichtigt werden:
1. Bestimmte Gruppen von Kulturgut wurden von den USA nicht an die UdSSR zurückgegeben, so z. B. baltisches und jüdisches Kulturgut.
2. Kunstschätze, die im Operationsgebiet der sowjetischen Armeen lagen, konnten hier nicht erfaßt werden, da die Archive noch immer verschlossen sind.
Das Sonderkommando Künsberg
Hartung, Ulrike: Raubzüge in der Sowjetunion. Das Sonderkommando Künsberg 1941-43, Bremen 1997.
Während des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion waren verschiedene Organisationen ausschließlich damit beauftragt, Kunst- und Kulturgüter zu beschlagnahmen. Allein das von Reichsaußenminister Ribbentrop gegründete Sonderkommando Künsberg des Auswärtigen Amtes konfiszierte Hunderttausende bibliophiler Werke und transportierte sie nach Berlin. Die nahezu ausschließlich auf Primärquellen basierende wissenschaftliche Studie über Künsbergs Sonderkommando beantwortet im ersten Kapitel Fragen zu seiner Organisation, seiner Struktur und seiner Befehlssituation. Die Analyse der Archivalien ergab erneut ein Fallbeispiel für die ungeklärten Kompetenzlagen im NS-Staat: Künsbergs Kommando agierte als selbständige Einheit an vorderster Front, erfüllte geheime Aufträge für Reichsaußenminister Ribbentrop und beschlagnahmte, zugleich von Gen. v. Halder beauftragt, außenpolitische Akten in der Uniform der Geheimen Feldpolizei. Die Finanzierung erfolgte durch die Waffen-SS. Seit 1942 wurde das Oberkommando der Wehrmacht zum Auftraggeber der Beutezüge. Eine chronologische und systematisch nach Orten und kulturellen Einrichtungen gegliederte Schilderung verdeutlicht im zweiten Kapitel das weite Ausmaß der Plünderungen auf dem gesamten Territorium der besetzten Sowjetunion. Zugleich wird die Vorgehensweise des Kommandos bei den Beschlagnahmungen deutlich. Nach Besetzung der Städte erfolgten die "Sicherstellungen" der Kultureinrichtungen in vorher genau festgelegter Reihenfolge. Anvisiert war auch die Leningrader Eremitage. Dabei kam es zu absurden Konkurrenzsituationen mit anderen deutschen Kunstrauborganisationen. Bereits 1942 wurde die Beute in der Berliner Hardenbergstraße auf einer Ausstellung mit dem Titel präsentiert: "Proben der vom Sonderkommando AA im Rußlandeinsatz sichergestellten Bestände." Ein ausgewählter Personenkreis von NS- und SS-Eliten sowie Vertreter von Reichsministerien wurden zur Besichtigung eingeladen. Zur Verteilung kamen u.a. über 69.0000 geographische Karten, 75.000 geographische Literatur, 37.500 wertvolle Bände vergangener Jahrhunderte aus den südlich Leningrad gelegenen Zarenschlössern Puschkin, Tsarskoje Selo und Gatschina. Neben Rosenbergs Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete und Abteilungen des Auswärtigen Amtes bekundeten zahlreiche NS-Forschungsinstitute und Spezialbibliotheken großes Interesse an verschleppter sowjetischer Forschungsliteratur, an Schallplatten und Plakaten. Die 1942 in Kommando der Waffen-SS z.b.V. umbenannte Organisation Eberhard Freiherr von Künsbergs wurde 1943 aufgelöst. Als Forschungsergebnis bleibt außerdem festzuhalten, daß der NS-Kunstraub des Zweiten Weltkrieges im Osten des Kontinents völlig andere Dimensionen erlangte als in den westlichen Ländern. Die kulturelle Vernichtung ganzer Regionen -Abtransporte, Plünderungen und Zerstörungen von Kulturgut - ist im Gesamtkomplex kolonialer Ausbeutung und rassistischen Größenwahns der Nationalsozialisten gegenüber der Sowjetunion zu sehen.
Sammelband "Betr.: Sicherstellung"
"Betr.: Sicherstellung". NS-Kunstraub in der Sowjetunion. Hrsg. von Wolfgang Eichwede und Ulrike Hartung; Bremen: Edition Temmen, 1998, 263 S. mit 72 Abbildungen und 11 Karten.
Der Sammelband enthält grundlegende Studien zum Thema des NS-Kunstraubs.
Einleitung (Wolfgang Eichwede)
Der nationalsozialistische Kunstraub in der Sowjetunion. (Gabriele Freitag und Andreas Grenzer)
Der Raub des Neptunbrunnens. (Karin Jeltsch)
Gotenforschung und Denkmalpflege. Herbert Jankuhn und die Kommandounternehmen des "Ahnenerbe" der SS. (Christian Hufen)
Die Reaktion: Sowjetische Evakuierungen und Sicherungsmaßnahmen. (Andreas Grenzer; bearb. v. Marlene Hiller)
Die Restitution von nationalsozialistischem Beutegut nach dem Zweiten Weltkrieg. (Gabriele Freitag)
Wie und mit welchem Ziel Stalin seine Kulturverluste im Krieg zählte. (Grigorij Koslov; aus dem Russischen v. Hartmute Trepper)
Der Weg zurück: Russische Akten bestätigen die Rückführung eigener Kulturgüter aus Deutschland. Probleme ihrer Erfassung. (Ulrike Hartung)
Sowjetische, amerikanische und deutsche Archivalien zum Verbleib aus der Sowjetunion durch NS-Organisationen geraubter Kulturgüter. Ein Werkstattbericht. (Ulrike Hartung)
Anhang: 11 Karten, Zahlreiche Photos, Abbildungen von Dokumenten, Abkürzungsverzeichnis, Quellenverzeichnis, Literaturverzeichnis.
(klicken sie auf untenstehende Karte - ihr WWW-Browser wird Ihnen die Karte als Vollbild präsentieren (66KB)).
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