Andrei Sacharow - vom Bombenbauer zum Bürgerrechtler
Am 21. Mai 2021 wäre Andrei Sacharow hundert Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hat das Sacharow Zentrum Moskau eine Ausstellung in 21 Stelen erarbeitet, die von Geschichtsstudierenden der Universität Bremen übersetzt und bearbeitet wurde.
Die Ausstellung war vom 21. Mai bis 27. Juli auf dem Boulevard der Universität vor der Staats- und Universitätsbibliothek zu sehen.
Die feierliche Eröffnung der Ausstellung fand am 20. Mai von 18:00 - 18:45 Uhr als Online-Veranstaltung statt.
Andrei Sacharow (1921-1989) gilt als „Vater der sowjetischen Wasserstoffbombe“ 1953 und erhielt 1975 den Friedensnobelpreis. Dazwischen liegt ein Leben als Ausnahmephysiker und Dissident, der in der UdSSR ein privilegiertes Leben führte und diese Privilegien (Zugang zu ausländischer Literatur und zu den Staats- und Parteiführern) nutzte, um die Konsequenzen seines Handelns kritisch zu hinterfragen – und das auch von den Politikern zu verlangen. So forderte er nicht nur sehr früh ein Verbot von Atomtests und legte sich dafür mit Nikita Chruschtschow an. Er setzte sich auch für politisch Verfolgte gegenüber Leonid Breschnew ein. Sein Manifest „Gedanken über Fortschritt, friedliche Koexistenz und geistige Freiheit“ machte ihn 1968 weltberühmt – und zum Abtrünnigen in den Augen der Staatsführung. 1980 verbannte sie ihn nach Gorki, von wo ihn Gorbatschow erst 1986 zurückholte. Kurz vor seinem Tod 1989 konnte er als Abgeordneter noch seine politischen Ideen im Volksdeputiertenkongress präsentieren.
Sacharows Forderungen aus dem Jahr 1968 klingen heute aktueller denn je: dass es nur dauerhaften Frieden geben kann, wenn sich die USA und die UdSSR (heute Russland) aneinander annähern, dass mit den Ressourcen sorgfältig umgegangen werden muss und der Planet nicht geplündert werden darf, dass nur Meinungs- und Pressefreiheit dafür sorgen, dass sich Menschen nicht von Propagandisten und Volksverhetzern verführen lassen.
In der Ausstellung wird in acht Abschnitten Sacharows Leben in kurzen Texten und großformatigen Fotos sowie Originalquellen dargestellt: Jeweils eine Tafel erläutert den historischen Hintergrund und eine zweite Sacharows Lebensstationen: während des Großen Terrors der 1930er Jahre, im Zweiten Weltkrieg, bei der Entwicklung der Wasserstoffbombe unter Stalin, seinen Einsatz für Umweltschutz und Menschenrechte in den 1950er/60er Jahren, seine Verbannung nach Gorki 1980 und schließlich die letzten Jahre unter Gorbatschow. Die Ausstellung schließt mit dem Sacharow Preis für geistige Freiheit, den das Europa-Parlament seit 1988 verleiht.
Die Ausstellung wurde großzügig von der Karin und Uwe Hollweg Stiftung unterstützt.
Einzelne Stationen der Ausstellung:
21.05. - 27.07.2021
Universität Bremen, Boulevard
Herbst 2021
Lew Kopelew Forum, Köln
Ausstellung zum Download
Foto Andrej Sacharow von Jurij Rost © Sacharow Zentrum Moskau
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